Am heutigen Samstag, den 16. Mai 2020 organisierte die IgR in der Regensburger Altstand einen Aktionstag gegen Verschwörungsmythen und extrem rechte Ideologien.

Symbolische Aktion I: kein Antisemitismus auf dem Dani-Karavan Denkmal

Gestartet hat der Aktionstag am Dani-Karavan-Kunstwerk am Neupfarrplatz. Dort hatten in den vergangen Wochen Samstags um die gleiche Uhrzeit sogenannte Meditationskundgebungen stattgefunden. Die Organisatorin Clarissa S. teilt auf ihrem Telegram-Kanal extrem rechte Medien sowie Verschwörungsmythen, darunter auch die „Theorie“ des QAnon, das besagt das geheime Eliten in Bunkern Kinder ermorden um den Wirkstoff „Adrenochrom“ zu gewinnen. Dieser Mythos knüpft unmittelbar an der antijudaistische Ritualmordlegende an.

Auch eine Gleichsetzung der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus mit dem Nationalsozialismus und der Shoa wird in den Kreisen der aktuellen Anti-Coronamaßnahmen-Proteste – von denen die Meditationskundgebungen ein Teil ist – betrieben.

Besonders schockierend ist, dass Clarissa S. das Dani-Karavan-Kunstwerk gewählt hat, ein Denkmal, das an die Zerstörung der Synagoge und die Vertreibung und Ermordung von Juden und Jüdinnen im Mittelalter erinnert, und für uns ein Mahnmal gegen Antisemitismus ist.

Wir protestierten deshalb am Dani-Karavan-Kunstwerk gegen Antisemitismus und fordern die Stadt Regensburg auf, alles Mögliche zu unternehmen, damit die Meditationskundgebungen dort in Zukunft nicht mehr stattfinden können.

Symbolische Aktion II: Kundgebung gegen Verschwörungsmythen am Haidplatz

An den vergangenen beiden Samstagen fanden um 15:00 am Haidplatz Kundgebungen der sogenannten Corona-Rebellen statt, seit letzter Woche ist deren Wortführer Holger G., verkleidet als Froschkönig. Diese Woche nahmen wir als Initiative gegen Rechts diesen Ort ein, um uns mit Transparenten, Schildern, Musik, Redebeiträgen und Flyern gegen Verschwörungsmythen, gegen Antisemitismus, gegen Rassismus und gegen Nationalismus zu positionieren.

Seit einigen Wochen organisieren sich in Regensburg vermehrt Anhänger_innen von Verschwörungstheorien. Einendes Thema der bereits zum dritten Mal in Folge stattfindenden Kundgebungen sind Verschwörungsmythen und Falschmeldungen rund um das Coronavirus.

In den maßgeblichen Chatgruppen wird fast ausschließlich auf extrem rechte Medien zugegriffen. Widersprochen wird diesen Quellen und den menschenverachtenden Inhalten, die bis zu Relativierungen des Nationalsozialismus reichen, dort nicht. Auch Holger G. hat in der Vergangenheit im Internet und am Haidplatz rechte Ideologien verbreitet. Dieses Mal musste er dafür auf den Domplatz ausweichen.

Wir sind überzeugt, dass Verschwörungsmythen für die Gesellschaft gefährlich sind und deshalb nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Sie können den Nährboden für Attentäter wie in Christchurch, Halle und Hanau bilden.

Ebenso überzeugt sind wir davon, dass das Corona-Virus für die Gesellschaft gefährlich ist. Sowohl diese als auch letzte Woche haben wir deshalb nicht öffentlich geworben, Abstandsmarkierungen auf dem Boden angebracht, Mundschutze verteilt, die Kundgebungsmaterialien desinfiziert, und unsere Teilnehmer_innenzahl auf weniger als die behördlich zugelassenen 50 Personen begrenzt. Auch die Polizei hatte einen genauen Blick auf unsere Hygieneschutzmaßnahmen sowie unser Kundgebungsmaterial. Alle Flugblätter und Transparente wurden vor Kundgebungsbeginn geprüft.

Umso mehr sind wir entsetzt darüber, dass sich bei den „Corona Rebellen“ zeitgleich zu unserer Kundgebung am Dom erneut 300 Personen (das 6-fache der behördlich erlaubten Zahl) versammelt haben, ohne dass die Polizei dies problematisiert oder eingegriffen hätte. Infektionsschutzmaßnahmen müssen für alle gleichermaßen gelten. Es kann nicht sein, dass wir unsere Mobilisierung und damit unsere Öffentlichkeitswirksamkeit seit Wochen einschränken, während die Verbreiter_innen von Verschwörungstheorien sich konsequenzlos über alle Regeln hinwegsetzen.