Wir haben gestern ein deutliches Zeichen gegen den „Montagsspaziergang“ gesetzt!
Seit Monaten treffen sich Verschwörungsanhänger:innen, Pandmie-Verharmloser:innen, Rechte und Personen, die kein Problem mit diesen Leuten haben, montags um 18:00 vor dem Alten Rathaus – ohne die Veranstaltung anzumelden.
Gestern nicht. Denn gestern haben wir am Rathaus eine Kundgebung unter dem Motto „KEINEN METER für Verschwörungsideologien, Pandmie-Verharmlosung und Rechts“ abgehalten. Die „Spaziergänger“ waren sichtlich verwirrt, als sie an ihrem Treffpunkt anstelle des masken- und abstandslosen Mobs auf unsere Protestkundgebung trafen. Schließlich mussten sie auf den Domplatz ausweichen und zogen dann – wie immer begleitet von verständnisvollen Polizist:innen – durch die Stadt.
Danke an das JuFo und die Linksjugend ’solid für ihre starken Reden, an die DGB Jugend für’s Vorstellen unseres gemeinsamen Stellungnahme und besonders an die etwa 150 Menschen, die trotz Nieselregen zu unserer Kundgebung gekommen sind!
Im nachfolgenden Statement drücken wir, die Initiative gegen Rechts Regensburg, unsere steigende Sorge über die sogenannten „Montagsspaziergänge“ des rechten und verschwörungsideologischen Spektrums aus. Gruppen oder Einzelpersonen, die nicht Teil unserer Initiative sind, das Statement aber trotzdem gerne mitzeichnen möchten, können sich unter kontakt@initiativegegenrechts.net melden.
An alle Menschen in Regensburg,
wir müssen reden: über Verschwörungsideologien, über die extreme Rechte, über die Pandemie-Verharmlosung und die Gefahren, die davon ausgehen. Auch wenn wir nach fast zwei Jahren alle müde von der Pandemie sind, ist das notwendiger denn je.
Schon im Frühjahr 2020 haben wir als Initiative gegen Rechts gewarnt (1): Vor Verschwörungserzählungen, vor Nationalismus, Sozialdarwinismus und der permanenten Relativierung des Nationalsozialismus. Wir thematisierten auch das Radikalisierungspotential, das die Proteste gegen eine angebliche „Corona-Diktatur“ birgt.
An unserer inhaltlichen Kritik hat sich nichts geändert. Noch immer sind wir überzeugt: Man kann kritisch oder unzufrieden mit den Maßnahmen sein, ohne aber Verschwörungserzählungen anzuhängen und mit Rechten auf die Straße zu gehen.
Die Entwicklung, die diese Corona-Protestbewegung aktuell nimmt, betrachten wir mit steigender Sorge. Seit Dezember verzeichnen die Versammlungen massiven Zulauf, jeden Montag laufen Hunderte unangemeldet durch die Altstadt und scheinen kein Problem damit zu haben, neben Q-Anon-Gläubigen, AfD-Politiker:innen und Virus-Leugner:innen zu „spazieren“.
Die Stimmung bei diesen „Montagsspaziergängen“ wird immer aggressiver: Passant:innen, die Maske tragen oder ihren Unmut ausdrücken, werden verbal oder körperlich attackiert. „Ein Radfahrer, der sich über die Spaziergänger am Telefon aufgeregt und sie als Nazis bezeichnet hat, wurde dermaßen angeschrien und geschubst, dass ich dazwischengehen musste. Die Polizei hat sich für den Vorfall nicht interessiert“, erinnert sich ein Mitglied unseres Bündnisses.
Auch Gegendemonstrant:innen sehen sich in Gefahr: „Wir wurden ohne Maske und Abstand bedrängt, was allein schon von der hohen Ignoranz der Spaziergänger zeugt. Wir werden angefasst, angeschrien und mit Fäusten bedroht, oder es wird versucht, unsere Plakate wegzureißen.“
Die Feindbilder der vermeintlichen Spaziergänger:innen sind klar: Besonders vor Corona-Testzentren rufen die Teilnehmenden Parolen gegen die „Diktatur“. Auch Journalist:innen werden mitunter physisch bedroht (2). Immer wieder gehen gewalttätige Auseinandersetzungen von den Teilnehmenden aus, die teilweise spontan, teilweise kalkuliert wirken. (3)
Diese aggressive Stimmung kommt nicht von ungefähr. An den Versammlungen sind Rechte beteiligt, die ihren Hass auf alle, die nicht in ihr Weltbild passen, mit in die Menge tragen. Hatte es AfD in Regensburg jahrelang schwer, in der Stadt breiter Fuß zu fassen, kann sie nun erstmals wie selbstverständlich mitmarschieren. (4) Sogar Neonazis der Partei Der III. Weg konnten sich dem Marsch schon problemlos anschließen. (5)
Gezielt vernetzen sich auf den Veranstaltungen auch sogenannte Querdenker:innen. Ihnen geht es bei Weitem nicht nur um Corona- Maßnahmen oder eine „freie Impfentscheidung“, wie sie selbst titeln. Sie leben mittlerweile in einer Parallelwelt mit alternativen Medien und Telegram- Gruppen, in denen eine Schreckensnachricht auf die nächste folgt. Ihr Hass richtet sich gegen ‚das System‘, das angeblich Corona nutzen würde, um eine ‚Diktatur‘ zu errichten.
Ernten die Demonstrant:innen Widerspruch, sehen sie darin nur eine Bestätigung der Verschwörung: „Jedes Mal wurden wir als ‚inszenierter Gegenprotest‘ oder ‚die bezahlten Antifanten‘ bezeichnet. Der Verschwörungsglauben bezieht sich also auch auf uns“, resumiert ein Bündnismitglied.
Solchen gefährlichen Ideologien mit Verständnis zu begegnen, halten wir für den falschen Weg. Wir warnen davor, die montäglichen Demonstrationen als besorgte „Spaziergänger:innen“ zu verharmlosen und ihre Kritiker:innen zu „Maßnahmenbefürworter:innen“ zu erklären.
Wir appellieren weiter an alle Menschen in Regensburg: Fallt nicht auf ihre Strategien herein, mit der gezielt auch nicht-rechte Personen angesprochen werden sollen! Lasst euch nicht täuschen, bleibt kritisch und klärt andere über die Problematik auf. Mit oder ohne Corona gilt: Haltet Abstand von rechten Ideologien und Verschwörungsmythen. Wer mit Rechten spaziert, hat nix kapiert!
Erstunterzeichner:innen (alphabetisch)
ANA – anarchistische Gruppe anita f. – antifaschistische Gruppe Bündnis90/Die Grünen Regensburg CampusAsyl Regensburg DIE LINKE. Regensburg DGB Regensburg DGB Jugend Regensburg eben.widerspruch Fridays for Future Regensburg Grüne Jugend Regensburg JuFo DIG Regensburg Jusos Regensburg Linksjugend [‘solid] Regensburg Sea-Eye Lokalgruppe Regensburg Seebrücke Regensburg SPD Regensburg Students for Climate Justice Regensburg
weitere Unterzeichner:innen (chronologisch):
Rico Irmischer, Kassierer und Geschäftsführer der IG Metall Regensburg SJD – die Falken Regensburg TierrechteAktiv e.V. Regensburg Bündnis 90/Die Grünen Ortsgruppe Tegernheim Wolfgang Stangl (Fachkrankenpfleger A+I), Tegernheim DKP Regensburg Sportjugend Regensburg im BLSV BI Asyl Regensburg Stadtjugendring Regensburg Kneipe Büro Regensburg Bündnis für Toleranz und Menschenrechte im Landkreis Regensburg e.V. Ver.di Jugend Oberpfalz Deutsch-Israelische Gesellschaft Regensburg-Oberpfalz Green New Deal für Regensburg Robert Fischer, Vorsitzender Kreisverband ÖDP Regensburg Stadt Erwin Rauch, Beisitzer ÖDP KV Regensburg ATK Regensburg Hauptamtlichenteam der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg Fachschaft Humanmedizin Regensburg e. V. Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrecht Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte Weiden/Neustadt Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten KV Oberpfalz und Regensburg Wir sind bunt Straubing Siegmund Schönberger Beisitzer des KV der ÖDP Regensburg Rolling Rat Pack – Roller Derby Regensburg Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Regensburg Junge Liberale Regensburg Klaus Nebl, die Linke, Kreisrat im Landkreis und Gemeinderat in Sinzing Micro Wave Music Omas for Future Regionalgruppe Regensburg Volt Regensburg ver.di Ortsverein Regensburg SOLWODI Regensburg e. V. AK Divers Uni Regensburg IG Metall Regensburg
(2) Mittelbayerische Zeitung vom 03.01.2022: Wer als Journalist nach einer Meinung fragte, erhielt meist Ablehnung und vereinzelt aggressive Anfeindung, wie den Versuch zweier vermummter „Spaziergänger“, die Fotokamera zu ergreifen. „Ohne die Presse wäre die Obrigkeit bald erledigt“, sagte eine Demonstrantin. „Scheiß Systempresse“, eine andere.abrufbar unter: https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/was-die-spaziergaenger-wollen-21179-art2076908.html
Regensburg-digital vom 20.12.21: Wer, wie unsere Redaktion, kritisch berichtet und Hintergründe der Protestbewegung aufzeigt, der wird als „Lügenpresse“, „Systemlinge“ und „Söders Hofschreiberling“ identifiziert. Das legitimierte manche in den vergangenen Monaten offenbar auch, einem ins Gesicht zu husten und körperlich zu drohen. Am Sonntag bleibt es weitgehend friedlich. Nur einmal wird unserem Fotografen ohne ersichtlichen Grund aus kurzer Distanz ins Ohr geschrien. Nach Beendigung der Versammlung droht ein junger Teilnehmer zudem damit: „Ich merke mir dein Gesicht und dann mach ich dich platt.abrufbar unter: https://www.regensburg-digital.de/2-400-menschen-bei-corona-protest-auf-dem-domplatz/20122021/
(3) Antifaschistische Gruppe anita f. vom 03.01.22Um 18 Uhr fanden sich am alten Rathaus/ Kohlenmarkt über 800 Personen ein. Nur eine Handvoll der Teilnehmenden trug dabei eine Maske, zudem wurde kein Mindestabstand eingehalten. Vereinzelt wurden Passant:innen mit Maske, die sich durch die Menge drängten, bepöbelt. (…)Eine Gruppe von sehr jungen Teilnehmenden trat voll vermummt auf, eine Person trug (bei Demonstrationen verbotene) Quarzsandhandschuhe, ein Teilnehmer hatte einen sogenannten „Selbstverteidigungsschirm“ bei sich.abrufbar unter: https://anitaf.net/2022/01/05/03-01-2022-altstadt-verschwoerungsideologisches-spektrum/
(4) Antifaschistische Gruppe anita f. vom 10.01.22Die Regensburger AfD marschierte im Demozug wie selbstverständlich mit. Aus Regensburg waren vor Ort: Kreisrat Michael Ofen, Stadtrat Thomas Straub sowie Peter Timmel, Nikolai Sitschow, Thomas Braun, Dieter Arnold, Norbert Jörss und Klaus Piater.abrufbar unter: https://anitaf.net/2022/01/14/08-01-2022-altstadt-verschwoerungsideologisches-spektrum/
(5) Regensburger Zeitung vom 10.01.22:Wie zuletzt mehrfach in Neumarkt und Schwandorf, mischen sich junge Neonazis seit kurzem auch in Regensburg immer häufiger unter die Demonstrationen.
Regensburg-digital vom 10.01.22:Schließlich kommt es zu den beschriebenen Szenen am Fischmarkt. „Widerstand“ brüllt dort auch ein junger Mann mit dem geröteten Kopf. Dann wendet er sich seinen Begleitern zu. Einer von ihnen hat einen Schlauchschal über die Nase und die Mütze ins Gesicht gezogen. Auf deren Krempe sind drei markante Striche von einem Lorbeerkranz umgeben zu sehen. Es ist das Symbol des III. Wegs.abrufbar unter: https://www.regensburg-digital.de/steigender-zulauf-bei-coronaprotesten/10012022/
Seit vielen Monaten versammelt sich die verschwörungsideologische Szene in Regensburg – wie in anderen deutschen Städten – Montagabend zum sogenannten „Spaziergang“.
Geworben wird hierfür mit einem Sharepic in den unterschiedlichen Telegramgruppen der Bewegung. Auch die Regensburger AfD bewirbt die unangemeldeten Versammlung.
Im Sommer scheinen die unangemeldeten Demonstrationen mit ihren 10 – 40 Teilnehmenden noch kaum jemanden gestört zu haben. Mittlerweile aber laufen Verschwörungsideologieanhänger:innen, Pandemieleugner:innen und -verharmloser:innen, Impfverweigerer und (extreme) Rechte zu Hunderten in der Altstadt auf.
Als Initiative gegen Rechts besorgt uns diese Entwicklung massiv. Denn die Proteste sind keineswegs so friedlich und harmlos, wie sie sich selbst darstellen wollen.
Wir rufen deshalb am kommenden Montag, dem 17. Januar um 17:45 zur Kundgebung am Alten Rathaus auf. Dort wollen wir nicht nur Präsenz gegen Rechts und Verschwörungsideologen zeigen, sondern auch unser neu verfasstes Statement zu den „Montagsspaziergängen“ vorstellen.
Sicherheitshinweis:
Aufgrund der Aggressivität vieler Verschwörungsideologieanhänger:inne sowie extrem rechten Personen innerhalb der Bewegung sehen wir uns dazu veranlasst, im Vorfeld einen Sicherheitshinweis auszusprechen.
Welches Szenario erwarten wir?
Wir haben für unsere Kundgebungsort den Platz am Alten Rathaus gewählt, also just den Ort, an dem seit einigen Wochen Montags bis zu 850 sogenannte „Spaziergänger:innen“ ab 18 Uhr zusammenkommen. Sowohl der Platz am Alten Rathaus als auch Teile des angrenzenden Kohlenmarktes waren dadurch komplett voll. Teilweise agierten die Teilnehmenden des „Spaziergangs“ aggressiv, zum Beispiel auf Passant:innen mit Maske. Da der „Montagsspaziergang“ nicht angemeldet ist, unsere Kundgebung aber schon, stehen wir unter dem Schutz des Versammlungsrechts. Wir werden bei unserer Kundgebung auf Abstände und Maskenpflicht achten, zudem werden wir Störungen von außen zu unterbinden versuchen.
Was sollte beachtet werden? –
Wie bei jeder unserer Kundgebungen gilt natürlich Abstands- und Maskenpflicht. Wer sich krank fühlt, sollte bitte zu Hause bleiben. Um nicht in die Ansammlung der verschwörungsideologischen „Spaziergänger:innen“ zu kommen, bitten wir euch, pünktlich um 17:45 Uhr beim Alten Rathaus zu sein. Da diese eventuell auf den Domplatz ausweichen könnten, empfehlen wir euch Weg über den Haidplatz. Kommt am besten nicht alleine.
Heute waren wir wieder gemeinsam laut auf der Straße um klar Position gegen die verschwörungsideologische und die rechte Szene zu beziehen!
Danke an all die 200-250 Menschen, die unsere Kundgebung auf dem Neupfarrplatz besuchten und im Anschluss den lautstarken Gegenprotest unterstützten gegen die Menge der Menschen, die mit Pappschildern gespickt mit verschwörungsideologischen Narrativen, Verharmlosungen der Covid-19-Pandemie und völlig verqueren Vorstellungen von „Frieden, Freiheit, Demokratie“ durch Regensburgs Straßen zogen.
Wir sehen uns alle am Montag wieder.Kommt um 17.45 zur Kundgebung gegen Verschwörungsideologien und Rechts auf den Platz beim Alten Rathaus. Dort werden wir erneut Präsenz gegen Rechts und Verschwörungsideologien zeigen und unser neu verfasstes Statement zu den „Montagsspaziergängen“ vorstellen.
Am Freitag ist eine Kundgebung der „Bürgerbewegung Pax Europa e. V.“ (BPE) mit dem Münchner Rechten Michael Stürzenberger am Haidplatz geplant. Als Initiative gegen Rechts mobilisieren wir ab 11:00 zur Gegenkundgebung am Neupfarrplatz.
Michael Stürzenberger ist ein extrem rechter Multifunktionär. Er tritt als Organisator und Redner bei extrem rechten Sammelbewegungen, wie PEGIDA oder HoGeS auf und zeigt hierbei auch keine Berührungsängste mit Neonazis.
Er selbst vertritt ein äußert rassistisches Weltbild das auch in seinen Artikeln für den extrem rechten Blog „Politically Incorrect“ immer wieder sichtbar wird. Langjähriger politischer Weggefährte Stürzenbergers ist der Vorsitzende des Regensburger AfD-Kreisverbands und mittlerweile im Regensburger Stadtrat sitzende Erhard Brucker. Auch er versucht sich immer wieder als Islam-Experte zu inszenieren und bedient dabei gerne die extrem rechte Mär vom „Bevölkerungsaustausch“.
Mit der „Bürgerbewegung Pax Europa e. V.“ versuchen die Rechten, sich als Retter der Menschenrechte und der Werte der Aufklärung zu inszenieren. Dies gelingt ihnen aber schlecht. Stürzenberger & co. wollen die vermeintlich hochgehaltenen Werte und Freiheiten für Geflüchtete, deren Flucht sie als gesteuerte Masseneinwanderung diffamieren, gerade nicht gelten lassen. Auch an ihrem positiven Bezug auf ein vermeintliches homogenes Volk lässt sich erkennen, dass ihre Absicht nicht das Diskutieren über Probleme des Islamismus, sondern eine Instrumentalisierung zu ihren rassistischen Zwecken ist.
Wenn sich in Regensburg Hetzer auf die Straße stellen, dürfen wir das nicht unkommentiert lassen. So wird Regensburg den Rechten am kommenden Freitag zeigen, dass wir Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung in dieser Stadt nicht haben wollen.
Kommt deshalb am Freitag um 11:00 zu unserer Kundgebung am Neupfarrplatz!Wie bei allen Protesten der IgR achten wir auf Hygiene- und Abstandsregeln. Tragt daher bitte einen MNS und achtet auf Abstände. Wer sich krank fühlt, bleibt bitte zu Hause. #rgb2011#nobpe
VVN-BdA LV Bay KV Regensburg DE86 7505 0000 0000 2437 66 BYLADEM1RBG Betreff: Initiative gegen Rechts
Protest kostet neben viel (ehrenamtlicher) Zeit auch immer wieder Geld. Gerade juristische Auseinandersetzungen (z. B. das Einklagen von verwehrten Kundgebungsorten) und Rechtsbeistand können schnell mal ein paar Hundert Euro werden. Um in Zukunft weiterhin notwendigen Protest gegen die extreme Rechte in Regensburg organisieren zu können und auch besser auf Ablehnungsbescheide von der Stadt Regensburg reagieren zu können, bitten wir euch um einen finanziellen Beitrag.
* (Zur Transparenz: Das Konto gehört der Ortsgruppe der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) die Teil der Initiative gegen Rechts ist, bitte daher unbedingt damit das Geld zugeordnet werden kann als Betreff „ Initiative gegen Rechts“ angeben. Spenden sind leider nicht steuerlich absetzbar).
Sehr geehrter Herr Söll, sehr geehrte Damen und Herren der ODEON Concerte GmbH & Co. KG,
als Veranstalter der Thurn & Taxis Schlossfestspiele wenden wir, die Initiative gegen Rechts Regensburg, uns an Sie.
Wir erachten es als höchst problematisch, dass Xavier Naidoo im Rahmen der Veranstaltung eingeladen worden ist. Naidoo verbreitet massenweise rechte Verschwörungstheorien und hat zudem Kontakte in die extrem Rechte, die bis hin zu Neonazis wie dem Rapper Chris Ares reichen.
Als Veranstalter tragen Sie natürlich Verantwortung für die dort geladenen Musiker und ihre Aussagen und Inhalte. Mit dem Auftritt bieten Sie einem Rechten eine öffentliche Plattform. Wir möchten Sie deshalb inständig bitten, dessen Auftritt noch einmal zu überdenken und den Auftritt von Xavier Naidoo abzusagen.
Schon im Vorfeld seines ersten Auftritts bei den Schlossfestspiele 2015 war Naidoo mit fragwürdigen Aussagen und Auftritten bei Kundgebungen der sogenannten Reichsbürgerszene aufgefallen. In der Folge kam es zu weiteren Vorfällen, etwa antisemitischen Textstellen in seinen Songs.
Wie Sie bestimmt den Medien entnehmen konnten, ist Naidoo Aufgrund eines rassistischen Videos als Mitglied der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) gekündigt worden. Auch seine wirren Verschwörungsgedanken wurden vielfach von den Medien aufgegriffen. So glaubt der Sänger an eine – im Kontext der extrem Rechten entstandenen und dort weit verbreitete – „Theorie“ des „Qanon“. Er spricht von einem geheimen Netzwerk aus pädophilen Politiker*innen und Hollywood-Stars, die angeblich Kinder entführen, foltern und ermorden und aus ihnen ein magisches Mittelchen namens “Adrenochrom” erzeugen, um sich selbst zu verjüngen. (1)
Dabei sind entsprechende Behauptungen nicht nur absurd, wirr und völlig haltlos. Sie können tatsächlich zu Gewalt führen, wie zuletzt der Anschlag von Hanau zeigte, bei dem 10 Menschen ermordet wurden. Auch der Attentäter hatte sich zuvor mit der Bewegung QAnon auseinandergesetzt und in seinem Manifest von geheimen Netzwerken gesprochen.
Nun wollen wir nicht behaupten, Naidoo selbst würde zu einem Attentäter werden. Vielmehr ist er durch seinen Bekanntheitsgrad ein Verbreiter einer solchen gefährlichen Theorie und kann direkt auf die Fans und die Teilnehmer*innen der Schlossfestspiele – darunter viele junge Menschen – Einfluss nehmen. Er hilft damit, die rassistischen und antisemitischen Inhalte der extremen Rechten zu verbreiten.
Ebenso spielen Naidoos Behauptungen, das Coronavirus gäbe es gar nicht, in der aktuellen Lage entsprechenden Personen und Gruppierungen in die Hände. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die AfD sich mehrfach auf die Seite von Naidoo positioniert hat und etwa dessen Rauswurf bei DSDS als Skandal und Todgesang der Demokratie bewertet hat.
Nun geht es bei den Schlossfestspielen zwar vor allem um die Musik und die Songs von Naidoo kann man mögen oder nicht. Aber durch öffentliche Auftritte wird Naidoo und seinen politischen Ansichten, die weit rechts angesiedelt sind, eine Bühne geboten.
Bereits in anderen Städten wird darüber diskutiert, ob Auftritte des Mannheimers zugelassen werden sollen. Wir sehen auch Sie in der Pflicht, für Ihre Gäste Verantwortung zu übernehmen. Die Behauptung, als Veranstalter stehe es Ihnen nicht zu, sich zu den Aussagen von Künstlern zu äußern, halten wir für eine falsche Betrachtung der Situation, die Ihrer Verantwortung als Veranstalter nicht gerecht wird.
Auch vergangen Samstag waren wir als Initiative gegen Rechts wieder auf dem Neupfarrplatz, um ein Zeichen zu setzen gegen die Verschwörungsmythen, die seit einigen Wochen von verschiedenen Akteuren und Zusammenschlüssen am Domplatz und andernorts verbreitet werden.
Den größten Zuspruch, obwohl die Anzahl der Zuhörer_innen tendenziell zurückgeht, erhält nach wie vor der Zusammenschluss „DenkMal“. Auf deren Einladung verbreiten jeden Samstag wechselnde Redner_innen ihre ganz persönlichen Thesen und Erlebnisse, die jedweder wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Vor allem antisemitische, nationalistische und sozialdarwinistische Aussagen werden besonders laut von den noch verbliebenen Teilnehmenden beklatscht.
Das möchten wir nicht unkommentiert hinnehmen. Mit oder ohne Corona gilt: Haltet Abstand von rechten Ideologien und Verschwörungsmythen. Wer mit Rechten spaziert, hat nichts kapiert!
…denn unser Widerspruch gegen Verschwörungserzählungen, Sozialdarwinismus und Nationalismus ist nach wie vor dringend nötig in Regensburg.
Aus den diffusen, teils unangemeldeten Kundgebungen und vermeintlich unpolitischen „Spaziergängen“ von Anfang Mai sind mittlerweile festere Strukturen erwachsen. Am zeitweilig sehr präsenten „Froschkönig“ scheinen die Verschwörungsgläubigen ihr Interesse zwar verloren zu haben; seinen Aufrufen folgen mittlerweile nur noch eine Handvoll Fans.
Der neu formierte Zusammenschluss „DenkMal“ lädt jedoch regelmäßig Redner_innen zum Dom, die dort für ihre wahlweise verschwörungsideologischen, wissenschaftsfeindlichen, nationalistischen, populistischen, sozialdarwinistischen und vor allem unsolidarischen Thesen großen Applaus bekommen.
Dabei steht „DenkMal“ auch mit verschwörungsideologischen Protestler_innen anderer ostbayerischer Städte, beispielsweise in Passau, im Austausch. Innerhalb der Oberpfalz haben sich nun Regensburg, Roding und Schwandorf zusammengeschlossen und wollen künftig wochenweise wechselnd Kundgebungen abhalten. Es ist also mit mehreren Teilnehmenden aus der Oberpfalz zu rechnen.
Nach wie vor sind wir der Überzeugung: Man kann kritisch auf die Corona-Maßnahmen der letzten Monate blicken und auch kontrovers darüber diskutieren, wie es nun weitergehen soll, ohne aber Verschwörungsmythen anzuhängen, sich auf die deutsche Nation einzuschwören und rechte Themen zu bedienen. Das aber geschieht auf den Kundgebungen gegen die vermeintliche „Corona-Diktatur“ jede Woche und dem stellen wir uns als Initiative gegen Rechts klar entgegen.
Die Termine für Juli (werden aktualisiert): Samstag, 04.07. 14:30 – 15:30 Neupfarrplatz Samstag, 11.07. 18:00 – 19:00 Neupfarrplatz Samstag, 18.07. 18:00 – 19:00 Neupfarrplatz Samstag, 25.07. keine Kundgebung Samstag, 01.08. keine Kundgebung
Mit oder ohne Corona gilt: Haltet Abstand von rechten Ideologien und Verschwörungsmythen. Wer mit Rechten spaziert, hat nix kapiert!
Solidarity first: Bitte bringt einen Mund-Nasen-Schutz mit und haltet mindestens 1,5 m Abstand zu anderen Kundgebungsteilnehmenden!
Am 7. Juni, fand unsere mittlerweile achte IgR-Kundgebung gegen Verschwörungsmythen rund um die Corona-Pandemie und die extreme Rechte in Folge statt.
Redebeiträge gab es diesmal von drei Mitgliedsgruppen: vom Grünen Stadtrat Stefan Christoph, und dem SPD Stadtrat Dr. Thomas Burger und von der feministischen Gruppe eben.widerspruch.
Die Kundgebung der Struktur „DenkMal“ am Dom schrumpfte weiter: Es fanden sich nur ca. 40 Personen ein.
Als zivilgesellschaftliches Bündnis mit 22 Mitgliedsgruppen, Parteien und Organisationen wollen wir in einer Stadt leben, in der für Rassismus, Nationalismus und andere menschenverachtende Ideologien kein Platz ist. Wir stellen uns rechten Aktivitäten entgegen, um sie zu verhindern.
Folge uns