Konzert der italienischen Deutschrock-Band Frei.Wild beim Schloss Pürkelgut am 08.06.2024 – Ein Problem!

Frei.Wild ist eine rechte Band und man sollte ihr keine Bühne geben. Der Veranstalter Power Concerts tut dies dennoch wiederholt und lädt die Band zu ihrem (bisher) einzigen Konzert in Bayern im Jahr 2024 nach Regensburg ein. Es gibt mehrere Gründe, warum Frei.Wild eindeutig als rechts einzustufen ist. Die Songtexte von Frei.Wild enthalten nationalistische und völkische Elemente. Die Band besingt in ihren Liedern eine tiefe Heimatverbundenheit, traditionalistische und reaktionäre Werte. Die Südtiroler vermitteln einen Blut-und-Boden-Patriotismus, der die “eigene” unveränderbare kulturelle Identität beschwört und übersteigert. Frei.Wild distanziert sich zwar offiziell von “extremen” politischen Strömungen, dennoch genießt die Band in rechten Kreisen eine ungebrochen große Popularität. Die Sympathie von Geschichtsrevisionist*innen und Ethnopluralist*innen und der Applaus von Faschos sind der Band regelmäßig sicher. [6] Frontmann Philipp Burger war früher Mitglied der rechtsextremen Partei “Die Freiheitlichen” in Südtirol und Sänger der Rechtsrock-Band Kaiserjäger. [2] Aus der Zeit existieren Bilder, auf denen er inmitten von anderen Neonazis den Hitlergruß zeigt. Obwohl Burger beteuert, diese Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, ist die Distanzierung wenig glaubwürdig. Er singt weiterhin für Frei.Wild nationalistische und völkische Lieder, welche die Gemeinschaft vermeintlich unterdrückter Underdogs und Outlaws gegen “die da oben” beschwören.

Problematische Songtexte

Etliche Songtexte von Frei.Wild enthalten nationalistisches und völkisches Gedankengut. Die Band vertritt in ihren Liedern eine innige „Liebe“ zur Heimat und traditionalistische und reaktionäre Werte. Die Texte der Südtiroler vermitteln u.a. einen Blut-und-Boden-Patriotismus, der die „eigene“ unverrückbare kulturelle Identität beschwört und übersteigert – auch in Abgrenzung zu anderen Kulturen und Nationen. [3] Das „Wir“ der Band adressiert eine ethnisch und kulturell homogene Gemeinschaft, die allenthalben von der modernen Welt bedroht und unbedingt zu bewahren und zu verteidigen ist. Eine Technik, die Frei.Wild häufig anwendet: Die Band suhlt sich im Nebulösen, um nicht angreifbar zu sein. [1] Sie verwendet dabei extrem rechte Codes, Chiffren und Verklausulierungen. In relativistischer Weise vergleicht die Band etwa in „Wir reiten in den Untergang“ die Kritik, der sie ausgesetzt ist, mit der NS-Verfolgung von Jüd*innen: „Nichts als Richter, nichts als Henker / Keine Gnade und im Zweifel nicht für dich / Heut‘ gibt es den Stempel, keinen Stern mehr / Und schon wieder lernten sie es nicht.“ Klar, was mit dem „Stern“ gemeint ist, oder? Jedoch: Das oft Uneindeutige führt gerne zu Verharmlosungen und Verteidigungen von Frei.Wild: War doch eigentlich nicht so gemeint. Aus dem Kontext gerissen. Kunstfreiheit. Lyrik. Blabla. [4] So schafft es die Band immer wieder Chauvinismus auch über die rechte Szene hinaus in Gesellschaft, Pop- und Jugendkultur salonfähig zu machen. Gemäß dem Motto: „Das wird man doch noch sagen dürfen!“ [5] kokettiert Frei.Wild mit extrem rechten Ideologien und bedient ihre Narrative. Die Band füllt Hallen, Arenen und das Open Air-Gelände am Pürkelgut und Tausende singen, brüllen und grölen mit. Das ist ein ernsthaftes Problem. 

Beispiele für rechte Textpassagen:

„Wahre Werte“: „Wann hört ihr auf, eure Heimat zu hassen / Wenn ihr euch ihrer schämt, dann könnt ihr sie doch verlassen.“ 

„Für immer Anker und Flügel“: „Sturm, brich los!“ (aus „Sportpalastrede“ von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels 1943)

„Land der Vollidioten“: „Das ist das Land der Vollidioten, die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat.

„Gutmenschen und Moralapostel“: „Sie richten über Menschen, ganze Völker sollen sich hassen /
Nur um Geschichte, die noch Kohle bringt, ja nicht ruhen zu lassen.“

„Südtirol“: „Kurz gesagt, ich dulde keine Kritik / An diesem heiligen Land, das unsere Heimat ist​​​​​​​.“

Problematisches Publikum

„Die Villa liegt am Lehnitzsee nicht weit von Potsdam, ein 20er-Jahre-Bau mit Ziegeldach und Blick aufs Wasser. Die ersten Gäste treffen am Vorabend ein. Ein weißer SUV aus Stade rollt auf den Hof, aus dem Fenster ballert die Band Frei.Wild: „Wir, wir, wir, wir schaffen Deutschland.“ [7] So beginnt Akt 1. Szene 1 der aufsehenerregenden Correctiv-Recherche zum Potsdamer „Remigrationstreffen“ extremer Rechter im Landhaus Adlon. Die Szene in Potsdam ist nur ein Beispiel für das Offensichtliche: Frei.Wild ist bei Rechten außerordentlich beliebt. Die Mischung aus Volks- und Schlager-musik mit E-Gitarre, völkischen Texten, vermeintlichem Underdog-Image, harten Typen, die sich tapfer gegen ihre vielen Feinde auflehnen und sich noch trauen, ihre Meinung zu sagen, schweißt zusammen. Um Frei.Wild schart sich ein großes Publikum aus extremen Rechten, Konservativen und (vermeintlich) Unpolitischen, das sich als einge-schworene Gemeinschaft versteht: Wir gegen die! Die echten, authentischen, stolzen und noch nicht verweichlichten Rockfans gegen die linksgrün versifften “Gutmenschen” und die völlig humorlosen und überkorrekten “Moralapostel”. Neben der Ideologie, die Frei.Wild in Texten vermittelt, gilt die Band selbst vielen ihrer Fans als identitätsstiftend. Das Tragen von Band-Merchandise ist ein Statement. Ein Frei.Wild-Fan zu sein, stilisieren Fans regelrecht als Bekenntnis zu einer Gemeinschaft für die Ewigkeit. Dieses geradezu (rechts)bündlerische Zusammengehörigkeitsgefühl wird im deutschen Sprachraum allenfalls von den Böhsen Onkelz übertroffen. Wenngleich sich Frei.Wild vorgebllich von Rechtsextremen distanziert, haben viele ihrer Fans ein rechtes Weltbild. Das belegen tausendfach Profile und Kommentare in Sozialen Medien sowie das Auftreten der Anhänger*innen im Reallife. Auch zum Konzert von Power Concerts am Pürkelgut in Regensburg werden voraussichtlich viele (extreme) Rechte aus ganz Bayern anreisen.

Ein Problem für den Veranstalter

Veranstalter des Frei.Wild-Konzerts am Schloss Pürkelgut in Regensburg ist die Power Concerts GmbH (Burglengenfeld). Inhaber von Power Concerts ist Eventmanager Arthur Theisinger, der u.a. auch Betreiber des Airport Obertraubling und des VAZ Burglengenfeld ist. Theisinger verantwortet viele (große) Konzerte in der Regensburg und Umgebung. Neben Zusammenarbeit mit Regensburgs Rechtsaußen Peter Kittel (sogenanntes „Heimatliebe Festival“) veranstaltet Power Concerts wiederholt rechte und Grauzonen-Bands. Darunter Kärbholz, Philipp Burger (solo), BRDigung, Der W oder Krawallbrüder. Immer wieder veranstaltet Power Concerts Bands, die bei Rechten große Sympathien genießen. Bands, die offen und versteckt extrem rechte Positionen besingen, diverse Verschwörungserzählungen bedienen, mit szenetypischem Gebaren für Identifikation sorgen und/oder kein ernstzunehmendes Abgrenzungsbedürfnis zu Faschist*innen haben. Für Power Concerts ist das kein Problem. Für viele andere (auch explizit linke) Bands und Bookingagenturen scheint der Geschäftszweig Theisingers im rechten und Grauzonen-Milieu leider auch kein Problem zu sein. So veranstaltet(e) Power Concerts auch Bands wie Antilopen Gang, WIZO, NoRMAhl oder ZSK im Airport Obertraubling. Wir als Initiative gegen Rechts finden das problematisch und erwarten, dass sich die Regensburger Veranstaltungsbrache und Öffentlichkeit grundsätzlich mit dem Hofieren von rechten und Grauzonen-Bands auseinandersetzen.

Schluss damit!

Der Veranstalter des Frei.Wild-Konzerts am Schloss Pürkelgut Arthur Theisinger (Power Concerts) hat unserer Kritik an der Band widersprochen und sich gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung demonstrativ hinter die Südtiroler gestellt. „Ihm sei nicht bekannt, dass die ‚Neuen Rechten‘ der Band applaudieren. ‚Wir erwarten auch keine Besucher aus diesen Kreisen.“ Unsere Kritik an den Texten teile er nicht. Dass die Band, wie Theisinger meint, „nichts mit Rechtsradikalen zu tun“ habe, ist schlicht falsch. Vielmehr erfüllt Frei.Wild mit ihrer Mischung aus reaktionärer Biederkeit und rebellischer Fackelmarschästhetik eine wichtige Scharnierfunktion zwischen rechten Lebenswelten und Popkultur. Das Repertoire der Band bietet zahlreiche Andockstellen für rechte Ideologie. Und diese dockt dort bereitwillig an. Da helfen alle Bekundungen gegen Rassismus und Extremismus wenig. Die Grenzen zwischen Saufgästen, (bloßen) Musikfans, Rockern, Hools und extremen Rechten im Publikum von Frei.Wild sind fließend. Grauzone eben. Im (vielfach) besoffenen Männlichkeits- und Gemeinschaftstaumel gibt es zuweilen keinerlei Berührungsängste zu offen rechten Kreisen. Das wird auch in Regensburg der Fall sein. Das Pürkelgut wird ein Grauzonen-Areal. Ob aus Ignoranz oder aus Geschäftssinn: Arthur Theisinger verharmlost die völkisch-nationalistische und andere antidemokratische Dynamiken, die ein Frei.Wild-Konzert bestärkt und befördert. Durch das Veranstalten und Verteidigen der Band trägt Power Concerts einen erheblichen Teil dazu bei. 

Damit muss endlich Schluss sein!

Quellen:

  1. https://www.spiegel.de/kultur/musik/frei-wild-wie-rechts-ist-die-suedtiroler-band-wirklich-a-887594.html?sara_ref=re-so-app-sh
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Frei.Wild
  3. https://www.der-rechte-rand.de/archive/8499/identitaet-frei-wild/
  4. https://grauzonen.info/hintergrund/Die%20Deutschrockband%20Frei.Wild
  5. https://m.youtube.com/watch?v=kpc6ujWpgbk&pp=ygUPRnJlaXdpbGQgcmVjaHRz
  6. https://www.endstation-rechts.de/news/alles-nur-fassade-oder-wie-rechts-sind-freiwild-wirklich
  7. https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/